Anrufung des Dionysos


Dein Grab befindet sich im Heiligtum zu Delphi, aber wir wissen, es ist leer,
denn Dein Platz ist im Reich der Götter auf dem Olymp.

Dein Leben war schon bedroht, bevor es begonnen hatte, aber Zeus selbst schützte es.
Nachdem Dich die Titanen zerstückelt hatten, wurdest Du von Neuem gezeugt
und wurdest schließlich in einer Höhle wiedergeboren,
und dieses Mal hattest Du mehr Stärke.
Du zogst durch die gesamte Welt,
hast die Menschen in der Bestellung des Landes unterwiesen.
Du hast ihnen gezeigt, wie der Pflug bedient wird und der Boden bepflanzt wird.
Du hast die Menschen belehrt, wie sie die Früchte bereiten und Wein keltern.
Immer wieder hast Du die Zerwürfnisse von Menschen bis hin zu Streitigkeiten ganzer Völker
beigelegt und Frieden gestiftet.
Immer gingst Du furchtlos Deinen Weg.

Du hast uns aber auch Deine Mysterien gegeben,
Deine ekstatischen und befreienden Tänze.
Du zeigst uns, wie wir religiös berauscht werden und so unsere Entwicklung fördern.
Du bringst den Menschen die Kraft der Leidenschaft.
Du gibst ihnen die Fähigkeit, Ekstase zu erleben, außer sich zu sein,
den Zustand des Rausches zu erleben und sich selbst in ihrer Göttlichkeit zu erfahren.
Du führst sie auf eine Ursprünglichkeit zurück, die ihnen fremd und unheimlich ist,
die sie aber heilt und es ihnen ermöglicht,
die Lebenskräfte aufzunehmen und von neuem zu beginnen.
Von Dir werden wir in Kontakt gebracht zu dem Zentrum unseres Sein.
Wir können uns von unseren Masken befreien,
die uns von den Tiefen unseres Unbewußten trennen.
So können wir unsere Dynamik erfahren.

Jetzt in der dunklen Jahreszeit gibst Du uns Licht und Mut.
Die verbindest Dich mit den Kräften der Vegetation und läßt alles wieder grünen und gedeihen.

Wir bitten Dich zu uns.
Gib uns Erleuchtung, laß uns Deine Anwesenheit spüren,
teile Dich uns mit,
wir heißen Dich willkommen.

© Mittwinter 2002 Irene 



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